Die Yacht von Hermann Göring hat eine crazy Geschichte

Ich wusste es nicht, aber Wikipedia hat eine App und die ist megagut. Man sieht, was trendet, was die Leute am meisten lesen, in welchem Land auch immer, man kann auf der App auch Nachrichten lesen und vor allem immer sofort alle Hintergründe nachlesen. Weil Wikipedia über alles und jeden einen Artikel hat. Auch schlagen Sie einem immer ein paar random Artikel vor - 

Ich browse also vor Kurzem, kurz vor dem einschlafen durch die Wikipedia App, as you do - und mir wird ein Artikel über Joseph Goebbels vorgeschlagen, ich lese ihn, komme dann auf einen Artikel über Heinrich Himmler, von da komme ich auf einen Artikel über Hermann Göring und so bin ich dann auf seine Yacht aufmerksam geworden. Aber davor bin ich noch über den Name Lutz Graf Schwerin von Krosigk gestolpert. Auch ein hochrangiger Nazi, ich lese auch den Artikel.

Nur ganz kurz: Lutz Graf Schwerin von Krosigk wurde 1932 von dem damaligen Reichskanzler Franz von Papen zum Reichsminister der Finanzen ernannt und ist das auch unter Hitler bis zum Schluss geblieben, am Kriegsende war er auch für kurze Zeit in Charge und hat die Kapitulation der Wehrmacht bekannt gegeben. Lohnt sich wirklich den ganzen Wikipedia Artikel zu lesen.

Was ich am interessantesten daran finde, ist, dass seine Enkelin heut zu Tage auch in der Politik tätig ist  - es ist Beatrix von Storch geb. Herzogin von Oldenburg, eine führende AFD Politikerin und Mitglied des Bundestages.

Okey, zurück zu Hermann Göring. Von seinem Wikipedia Artikel bin ich auch kurz auf den Artikel von seinem Vater Heinrich Ernst Göring gekommen, der Politiker und Jurist unter Otto von Bismarck war. Und von da bin ich auf den Wikipedia Artikel von Hermanns Bruder Albert Göring gekommen. Und der Artikel hat mich mega überrascht, weil Albert Göring im absoluten Gegensatz zu seinem Nazi Bruder, ein Regimekritiker war und laut diesem Wikipedia Artikel vielen verfolgten Juden geholfen hat. Ein Bruder Nazi Lord, ein Bruder Widerstandskämpfer - Was ne Story!

Die Yacht 

Also Göring hat sich in Hamburg eine Yacht bauen lassen, die er nach seiner verstorbenen ersten Frau Carin Göring, „Carin II“ benannt hat. Laut diesem Artikel von der SZ war sie ein Geschenk der deutschen Autoindustrie. Göring hat die Yacht privat und auch dienstlich benutzt. Sein erster Staatsgast war Benito Mussolini.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wird die Yacht von der Royal Navy beschlagnahmt und in Royal Albert Umbenannt. Ende 1950 wird sie dann in Prince Charles umbenannt und von der britischen Königsfamilie genutzt. Prinz Phillip und sein Sohn Prince Charles, nachdem die Yacht benannt wurde, waren wohl regelmäßig mit dem Schiff unterwegs.

Ende der 1950er-Jahre wurde die Yacht dann wieder an Emmy Göring zurückgegeben, die Witwe von Hermann Göring. Weil die Yacht zum Privatbesitz von Göring gehört hat und nichts mit dem Militär zutun hatte. Die Frau von Göring, Emmy, vertickt die Yacht dann im Jahr 1960 an einen Bonner Unternehmer für 33.000 DM. Der nutzt die Yacht für Urlaubsreisen und andere Späße und benennt Sie nach seiner Frau „Theresia" um.

Im Jahr 1973 wird die Yacht dann an den Hamburger Journalisten Gerd Heidemann für 160 000 DM verkauft. Gerd Heidemann? Klingelt da was bei dir? Bei mir nicht. Aber hab ich natürlich auch sofort auf Wikipedia nachgelesen. Gerd ist der ehemalige Stern Journalist, der selbigem Blatt die gefälschten Hitler Tagebücher besorgt hat. Er hat sie nicht gefälscht, er hat den Deal eingefädelt zwischen dem Stern und dem Kunstfälscher Konrad Kujau, der die Tagebücher gefälschte hat.

Und das laut dem Bundesarchiv relativ stümperhaft. Er wurde wegen der Sache zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, kam nach drei Jahren aber frei wegen seiner Kehlkopfkrebserkrankung. Nachdem er aus dem Gefängnis gekommen ist, ist er relativ berühmt geworden, hat sein eigenes Atelier eröffnet und hat dort offiziell seine Fälschungen verkauft. Es ist völlig legal, berühmte Kunstwerke oder allgemein Kunstwerke zu fälschen, solange man sie mit dem eigenen Namen signiert. Hier ein Interview das Konrad Kujau der Tagesschau gegeben hat. Mit dabei ist auch eine junge Anne Will. - Was mir sofort aufgefallen ist, ursprünglich kommt er aus der DDR, spricht aber ein relativ breites schwäbisch. Hier das Interview.

Gerd Heidemann wurde zu vier Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt, im offenen Vollzug. Der Stern hat ihm damals 9,3 Millionen DM für den Kauf der Tagebücher zur Verfügung gestellt, welche laut Gerd, direkt an den Fälscher Kujau gegangen sind. Der behauptet aber, dass er nicht die ganze Summe bekommen hat - das Gericht hat ihm geglaubt und deswegen Gerd Heidemann wegen Unterschlagung von Millionen verurteilt. Die 9,3 Millionen sind aber niemals wieder aufgetaucht und bis heute weiß niemand sicher, wo sie geblieben sind. Mega faszinierend.

Zurück zur Yacht. Gerd Heidemann kauft die Yacht, vor dem Tagebuch Skandal und benennt Sie wieder um in ihren ursprünglichen Namen „Carin II“ - benannt nach Görings damaliger Frau. Aber das ist nicht die einzige Connection, die Heidemann zu Göring hat, nein, er hat auch fünf Jahre lang eine Beziehung mit der Tochter von Hermann Göring, Edda Göring. Jetzt frag ich mich langsam, wie war Gerd Heidemann eigentlich drauf, aber egal. Bevor Heidemann die Tagebücher an den Stern vermittelt hat, hat er versucht, sie selbst zu verlegen, dabei wollte er unter anderem mit David Irving zusammenarbeiten, einem britischen Schriftsteller und Holocaustleugner.

Auf der Carin II hält er Meetings ab, unter anderem mit Politikern, Künstlern, Journalisten und auch mit den Bossen von Gruner+Jahr um den Tagebuchverkauf einzufädeln. Der Stern hat das Gästebuch von Gerd Heidemann veröffentlicht, zu sehen sind die Einträge einiger Gäste, die er auf der Carin II empfangen hat. Kleiner Spoiler, es waren viele Nazis dabei. Hier der Artikel.

Er steckt eine Menge Geld in das Schiff, will den ursprünglichen Zustand wieder herstellen, rund eine Million DM. Nachdem er wegen der Hitlertagebücher verurteilt wird, hat er nicht mehr genügend Geld, das Schiff zu halten, es wird 1985 von der Deutschen Bank für 270.000 DM an den ägyptischen Geschäftsmann Mustafa Karim zwangsversteigert.

Der schickt seine Frau Sandra Simpson und eine Besatzung, um das Schiff nach Ägypten zu überführen. Das war Ende Januar 1987. Das Schiff samt Besatzung gerät auf der Fahrt vor der libyschen Küste in Seenot und muss in Bengasi anlegen. Dort werden alle erst mal festgenommen und erst nach ein paar Monaten in Haft wieder freigelassen. Dann kann das Schiff nach Ägypten überführt werden und landet am Ende in dem Yachthafen von el-Guna.

Wegen eines Streits in der Familie von Mustafa Karim wurde die Yacht nie genutzt. Karim stirbt 1993, seine Frau bekommt erst 2003 das Schiff und verkauft es 2009 laut Wikipedia an einen Hamburger Geschäftsmann. Der benennt das Schiff wieder um in Prince Charles. Bis heute liegt die Yacht im Hafen von el-Guna und wird renoviert.

What a Ride! Hier noch was Anderes:

Göring war ein großer Kunstfan und hat viele Kunstwerke gekauft, beschlagnahmen lassen und gesammelt. Nach dem Krieg und Görings Selbstmord wurde sein Besitzt, seine Kunst versteigert. Walter Heynowski und Gerhard Scheumann haben darüber einen Dokumentarfilm gedreht - mit dem Titel „Meiers Nachlass“ - Warum Meier? Weil Göring, der damals der Boss der Luftwaffe war, gesagt hat, wenn auch nur eine Bombe von einem fremden Flugzeug auf Deutschland fällt, will ich Meier heißen. Und ja, wir wissen ja. Der Film ist ein interessanter Einblick und kann für ca. 5 Euro auf Vimeo gekauft werden. Hier ist der Link.

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