Japanisches Rennpferd verliert alle seine Rennen - wird zur Hoffnung aller Verlierer
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich viel Zeit hatte und ich liebe Sport. Was macht man also, wenn man jung ist, motiviert ist, viel Zeit hat und Sport liebt? Ja genau, ich habe angefangen Geld auf Pferde zu wetten.
Bert Randolph Sugar
Also hab ich das Thema gründlich recherchiert, das heißt, ich habe Pferdewetten gegoogelt und mir ein Buch von Amazon bestellt. Das Buch heißt: “Horse Sense: An Inside Look at the Sport of Kings”. Ich habe es nicht gelesen, aber ich habe den Autor gegoogelt - es ist der legendärer Sporthistoriker, Autor und Kommentator Bert Randolph Sugar, der hauptsächlich über Kampfsport, vornehmlich über Boxen geschrieben und berichtet hat.
Er ist ein absoluter Charakter, seine Markenzeichen sind eine fette Zigarre und ein Hut mit einer Steckfeder. Wer sich für den Boxsport interessiert und vor allem die Geschichte des Sports, ist bei ihm sehr gut aufgehoben. Ich kann dir ein Video empfehlen, in diesem debattiert er mit Bill Cayton, wer zu dieser für den Boxsport sehr interessanten Zeit der Pound for Pound beste Boxer war.
Und ganz kurz, Bill Cayton war ein amerikanischer Boxpromoter und Manager, einer seiner Klienten war z.B. Mike Tyson, der ihn später auch verklagt hat, bevor er zu Don King gewechselt ist, diesen hat er dann später auch verklagt.
Und auch ganz kurz, was bedeutet Pound for Pound? Der Begriff ist bis heute omnipräsent im Kampfsport und vor allem im Boxen. Der Pound for Pound beste Boxer ist der Boxer, der gewichtsunabhängig der Beste ist. Man muss sich also vorstellen, dass alle Boxer in derselben Gewichtsklasse kämpfen und dann entscheiden, wer der Beste ist. Deshalb ist der Begriff auch so umstritten, da es kein realistisches Szenario ist, da es ja Gewichtsklassen gibt und diese der größte Faktor sind. Heißt zum Beispiel, der Weltbeste Mittelgewichts Boxer wird niemals einen schlechten Heavyweight Boxer schlagen, weil dieser einfach zu schwer ist.
Viele sagen, dass Canelo Alvarez heut zu Tage der P4P Beste ist.
Hier ist das Video, lohnt sich echt es anzuschauen, wenn du ein Fan des Boxsport
bist und außerdem hat Bert Sugar eine megasexy und tiefe Stimme.
Und Bert ist einer der Wenigen Boxexperten, die sagen, dass Muhammad Ali nicht der Beste Boxer war.
Aber zurück zu Pferdewetten, ich habe dann ein paar Videos über Pferdewetten auf YouTube angeschaut, um Informationen zu bekommen, wie man gut darin wird. Und bin dann auf ein Video gekommen, dass die Story von Bill Benter erzählt. Er gilt als einer der erfolgreichsten professionellen Gambler der Welt, der mit Pferdewetten über eine Milliarde Dollar verdient hat, ja eine Milliarde.
Hier kurz zusammengefasst seine Story:
Bill Benter
Also Bill Benter kommt aus Pittsburgh, Pennsylvania und hat Physik studier. Gleich nach seinem Studium will er aus seinem mathematischen Talent Geld machen und fängt an, Blackjack zu spielen. Er weiß, dass wenn man einfach nur spielt, verliert man früher oder später immer gegen das Casino. So sind Casinos und die Spiele konzipiert, das Haus gewinnt immer auf lange Sicht.
Er weiß auch, dass es ein System gibt, dass man Kartenzählen nennt und dass sogenannte Kartenzähler von Casinos gebannt werden. Das heißt, sie werden identifiziert und dürfen dann nicht mehr in Casinos spielen. Der Schluss, den Benter daraus zieht, ist, dass es funktioniert. Wenn das Casino dich nicht haben will, ist es, weil du gewinnst.
Er stößt dann auf ein Buch mit dem Titel: „Beat the Dealer“ von Edward Oakley Thorp. Er liest es und verbessert seine Methode, Karten zu zählen. Er gewinnt Geld in den Casinos von Las Vegas. Sieben Jahre später wird er von allen Casinos in Las Vegas gebannt. Wegen Kartenzählen.
Wenn euch solche Themen interessieren, solltet ihr den Wikipediaartikel von Edward Oakley Thorp auch unbedingt durchlesen, er hat einen sehr interessanten Lebenslauf.
Zurück zu Bill Benter - Er trifft sich mit Alan Woods auch ein Gambler, der sich auf Pferdewetten spezialisiert hat. Die Beiden schließen sich zusammen und ziehen 1984 nach Hongkong, um dort am Hong Kong Jockey Club ein mathematisches System zu entwickeln, um Pferdewetten zu gewinnen. Sie werten die Pferderennen der letzten 10-15 Jahre in Hong Kong aus, mit einem alten simplen Computer, um ein statistisches Modell zu entwickeln.
Im ersten Jahr verlieren sie ca. 150.000 Dollar, verbessern dann aber ihr Modell indem sie die öffentlichen Quoten (Betting Odds) mit einkalkulieren und fangen an Geld zu gewinnen, eine Menge Geld. So viel Geld, dass sie sich Angestellte und ein Büro leisten können. Das bedeutet, sie können mehr Wetten auf einmal platzieren. Sie verdienen mehr Geld. Eines Tages werden sie dann vom Hongkong Jockey Club kontaktiert, denen ist natürlich aufgefallen, dass da jemand ordentlich abkassiert. Aber anstatt Bill und Co zu bestrafen, fragen sie ihn, ob sie ihm irgendwie helfen können, denn er ist ihr bester Kunden, der Hong Kong Jockey Club verdient bei jeder platzierten Wette ordentlich mit.
Also wünscht er sich bessere Computer und noch mehr historische Daten, bekommt beides und so wird sein System besser und besser. Es ist eine Gelddruckmaschine. Später wird er dann aber doch vom Hong Kong Jockey Club gebannt, weil das System zu gut wird. Bis dahin hat er mit seinen Kollegen aber laut dem Video ca. 1 Milliarde Dollar verdient.
Für alle Infos schau dir das Video an und wenn du ganz tief eintauchen willst, Bill hat ein Buch darüber geschrieben mit dem Titel: "Computer Based Horse Race Handicapping and Wagering Systems: A Report“. Man kann es auf Amazon kaufen.
Haru Urara
Über das Bill Benter Video bin ich auf eine andere und die eigentliche Geschichte gestoßen, also YouTube hat mir ein anderes Video vorgeschlagen. Ein Video über die Geschichte von Haru Urara, einem japanischen Rennpferd, dass kein einziges seiner Rennen gewonnen hat. Es war nur ein Trailer, die volle Doku über das Pferd kann man sich auf Vimeo anschauen, sie heißt: "the shining star of losers everywhere“
Haru Urara wird am 27. Februar 1996 in Mitsuishi, Japan geboren. Der Name bedeutet übersetzt: Schönheit des Frühlings. Haru stammt von Nippo Teio ab, einem erfolgreichen japanischen Rennpferd. Die Besitzer bilden es selber zum Rennpferd aus, da niemand Haru Urara kaufen will. Am 17. November 1998 gibt Sie Ihr Debüt als Rennpferd auf dem Kōchi Racetrack und verliert. Bis 2003 hat sie 80 Niederlagen in 80 Rennen angehäuft.
Die Geschichte wird von einem Journalisten aufgegriffen und es entsteht ein riesiger Hype, der von den Medien „The Haru Urara Boom“ genannt wird. Hurara wird im ganzen Land bekannt und zum Symbol für ihr Durchhaltevermögen, sie wird gefeiert weil sie niemals aufgibt, die Menschen nennen sie "the shining star of losers everywhere“. Und vielleicht wird sie auch gefeiert, weil sie eine pinke „Hello Kitty“ Maske trägt.
Auch der damalige japanische Prime Minister Junichiro Koizumi schaltet sich ein und sagt:
"Ich würde gerne sehen, dass Haru Urara zumindest einmal gewinnt. Das Pferd ist ein gutes Beispiel dafür, niemals aufzugeben, egal wie oft man verliert.“
Die Menschen fangen an, auf einen Sieg von Haru zu wetten, in dem Wissen, dass sie verlieren werden, da sie das Wettticket der verlorenen Wette als Glücksbringer ansehen. Vor allem als Glücksbringer zum Schutz vor Autounfällen. Weil das Wort „ataranai" auf Japanisch sowohl bedeutet, „eine Wette zu verlieren“ als auch „einen Crash zu vermeiden“.
Auf jeden Fall kann das Pferde einfach nicht gewinnen, es wird sogar der beste/bekannteste Jockey aus Japan angeheuert, um einen Sieg einzufahren. Aber auch er schafft es nicht und verliert.
Das feiern die Leute um so mehr und auf dem Höhepunkt des Hypes pilgern über 13.000 Zuschauer zu der kleinen Pferderennbahn, sie wetten zusammen fast eine Million Euro auf einen Sieg von Haru, um das Ticket der verlorenen Wette als Glücksbringer zu bekommen.
Im August 2004 rennt Haru dann ihr letztes Rennen und guess waht? Sie verliert! Sie geht in Rente mit einem Rennrekord von 113 Niederlagen in 113 Rennen.
Legendär! Ein Pferd wird zur Hoffnung aller Verlierer! Laut Wikipedia lebt das Pferd jetzt ganz in Ruhe auf einem Bauernhof und genießt den Ruhestand.
Die Doku kann ich dir echt nur empfehlen - hier kannst du sie sehen.
Und hier eine Liste von anderen berühmten japanischen Tieren.
Vielen Dank fürs Lesen!