Verrückte ausgestorbene Sportarten
Ich war vor Kurzem in einem Buchladen – ich stöbere da so rum und finde dann ein Buch. In dem Buch geht es um ausgestorbene Sportarten, die heute so nicht mehr gespielt werden. Das Buch heißt auf Deutsch: Kleines Brevier vergessener Sportarten.
Der, der das Buch geschrieben hat, ist Brite und heißt Edward Brooke-Hitching, er ist Autor und Researcher und hat noch andere Bücher geschrieben wie: Der Atlas des Teufels oder der Atlas der erfundenen Orte.
Hier sein Instagram und seine Website.
Ich kaufe das Buch also lese es und hier sind ein paar der Sportarten aus dem Buch:
Boxen auf Pferden
Laut dem Buch ist es so entstanden: Der amerikanische Boxer Bobby Dobbs (27.12.1869 – 25.12.1930) kommt nach Europa, da er in Amerika im frühen 20. Jahrhundert nur noch selten für Kämpfe gebucht wird und daher kein Geld mehr verdienen kann. In Europa läuft es gut, vor allem in Deutschland, wo er oft in Berlin kämpft und dort einen Box-Hype auslöst. Am 2. Dezember kämpft und gewinnt er gegen seinen Landsmann Dick Green in dem laut dem Buch ersten großen Boxkampf, der in Deutschland stattgefunden hat. Der Hype um den Boxsport flacht in Deutschland aber schnell wieder ab und Dobbs muss sich was anderes ausdenken. Zusammen mit seinem Trainer erfindet er den neuen Sport, Boxen auf Pferden. Genius!
Das heißt, man hat zwei Boxer jeweils auf ein Pferd gesetzt und sie gegeneinander Boxen lassen. Es wurde nach den Queensberry Boxing Rules gekämpft, auf denen die heutigen Regeln im Boxsport basieren. Man hat also einen Ring definiert, eine Rundenzahl, eine Rundenzeit und Oberkörper frei, mit ganz normalen Boxhandschuhen geboxt. Wenn ein Boxer vom Pferd geschlagen wird, hat er 10 Sekunden, um wieder auf das Pferd zu steigen, sonst hat er verloren.
Die Leute waren damals von der Idee begeistert und so ist es zu der ersten öffentlichen Veranstaltung gekommen, am 4. Juli 1912 im Berliner Tiergarten. Danach ist der Sport aber relativ schnell ausgestorben, außer ein paar Shows in Zirkussen.
Ein großer Grund für den Misserfolg von dem Sport war, dass die Boxer einfach nicht reiten konnten, vor allem mit Boxhandschuhen. Das heißt, es gab nicht viel Action pro Runde, vielleicht einen halben Schlagabtausch. Da die Pferde nicht einfach stillgehalten haben, damit die beiden Boxer sich verprügeln konnten.
Was gibts noch in dem Buch
Auch in dem Buch beschreiben ist zum Beispiel Eis-Tennis, der Sport wurde ca. im Jahr 1912 in New York entwickelt. Besitzer von Tennisplätzen wollten auch im Winter Geld verdienen und haben deswegen im Winter einfach die Tennisplätze überschwemmt und gewartet, bis sie gefroren waren. Dann konnten die Spieler mit Schlittschuhen versuchen, Tennis zu spielen. War nicht erfolgreich, weil sich zu viele verletzt haben, da sie nicht Schlittschuh fahren konnten.
Außerdem in dem Buch, Klassiker wie Auto Polo, wo man anstatt mit Pferden, einfach mit Autos Polo spielt. Oder Luftgolf, wo man den ersten Abschlag des Spiels aus einem fliegenden Flugzeug rausballert. Oder Telefonzellenstopfen, wo man versucht, so viel wie möglich Menschen in eine Telefonzelle zu stopfen. Oder Goldfischschlucken, wo es darum geht, wer mehr Goldfische schlucken kann –
Fuchsprellen
Aber eine der “Sportarten” ist mir besonders aufgefallen, dass sogenannte “Fuchsprellen” oder im englischen “Foxtossing”.Kurz gesagt geht es darum, lebende Füchse mit Hilfe von einem Tuch so hoch wie möglich in die Luft zu schleudern. Das Ganze wurde oft im 17. und 18. Jahrhundert am Königshof oder in größeren Arenen praktiziert. Es waren große Veranstaltungen mit vielen Teilnehmerpaaren.
Man muss sich das so vorstellen, es stehen sich immer zwei Teilnehmer auf einem Spielfeld oder in einer Arena gegenüber, beide halten das Ende eines Tuches in der Hand, welches zwischen beiden auf dem Boden liegt. Dann werden von der Seite, aus Käfigen, megaviele Füchse auf das Spielfeld oder in die Arena gelassen. Wenn ein Fuchs dann über das Tuch läuft, ziehen beide Teilnehmer mit voller Kraft an dem Tuch sodass dieses den Fuchs nach oben schleudert. Das Prellen passiert offensichtlich, wenn der Fuchs wieder auf dem Boden aufprallt. Die verletzen Tiere wurden dann von Jägern getötet.
Das ganze wird in dem Buch als sehr chaotisch und brutal beschrieben, da oft sehr viele Teilnehmerpaare und sehr viele Füchse auf einmal in einer Arena waren. Und die Füchse haben natürlich auch die Menschen angegriffen usw.
Hier ein Bild von Wikipedia, damit du dir ein besseres Bild machen kannst.
Wie ist es entstanden?
Entstanden ist Fuchsprellen wohl aus einem Aberglaube. Man hat damals Füchse oder Hunde als Symbol für den Bösen Wintergeist angesehen. Also hat man sich vor der harten Wintersaison einen Hund oder einen Fuchs geschnappt und diesen dann so lange mit einem Tuch in die Luft geworfen, bis er tot war.
Ein Vorreiter des Spiels war laut dem Buch Johann Georg I. (1585-1656), der damalige Kurfürst von Sachsen. Er war ein begeisterter Jäger und laut Wikipedia auch bekannt als Säufer, sein Spitzname war “Bierjörge”.
Das Buch gibt als Quell oft das Buch “Der vollkommene Teutsche Jäger” von Johann Friedrich von Flemming an. Der war laut Wikipedia, kursächsischer Oberforst- und Wildmeister sowie Jagd- und Militärschriftsteller. Wen das näher interessiert, man kann sich das Buch hier für 360 oder 4500 Euro kaufen. Es wurde aber auch gescannt und digitalisiert von dem Münchner “DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliothek” – du kannst es hier anschauen.
Andere blutige Sportarten
Ich hab mir den Wikipedia Artikel über Foxtossing auf englisch durchgelesen und dieser schlägt einem dann weiter unten noch andere Blutsportarten vor wie z.B. Stierkampf oder Bear-baiting, bei dem zwei Hunde gegen einen angeketteten Bären kämpfen.
Was einem auch noch vorgeschlagen wird und auch heute noch praktiziert wird ist das sogenannte Goose pulling oder auf Deutsch Gänsereiten oder in der Schweiz Gansabhauet genannt. Hier ein Video vom Gansabhauet 2019 in Sursee in der Schweiz.