Die Geschichte von Moondog
Ich kann mich noch erinnern, dass ich damals den Film “Beach Bum” im Kino angeschaut habe, der hat mir sehr gut gefallen. Es ist meiner Meinung nach so ein richtiger Feel Good Movie. Schöne Bilder, gute Musik, Strände usw. Ganz kurz gesagt, geht es um einen Poeten, der gerne Frauen bumst, säuft, ausschläft, Sonnenuntergänge/Sonnenaufgänge anschaut, Drogen nimmt, mehr oder weniger obdachlos ist, Gedichte schreibt und mit einer reichen, sehr attraktiven Frau verheiratet ist. Man könnte also sagen, er lebt das Leben.
Der Hauptcharakter wird “Moondog” genannt und von Matthew McConaughey gespielt, Jonah Hill spielt auch mit und Snoop Doggy Dog ebenso, soweit ich mich erinnern kann, spielt dieser in dem Film sich selbst, also einen Gras rauchenden, reichen Musiker. Regie geführt hat der Hipster-Gott himself Harmony Korine, der zum Beispiel auch Gummo oder Julien Donkey-Boy gemacht hat.
Ich kann dir den Film wirklich sehr empfehlen, vor allem jetzt, wo der Sommer anfängt. Du kannst ihn zum Beispiel auf Amazon anschauen/kaufen, bestimmt auch auf Netflix.
Auf jeden Fall ist der Name Moondog bei mir hängen geblieben, weil ich den Namen einfach sehr cool finde. Ich hab ihn dann aber auch schnell wieder vergessen, bis meine damalige Freundin, mit der ich den Film angeschaut habe, irgendwann so was gesagt hat wie:
“Ey, den Moondog gibts wirklich, er war ein blinder Poet und Musiker und seine Musik ist echt cool und interessant.”
Ich hab das dann natürlich gegoogelt und es gab tatsächlich einen blinden Straßenmusiker und Poet, der sich Moondog genannt hat. Und hier ist, was ich auf Wikipedia über ihn rausgefunden habe:
Sein echter Name war Louis Thomas Hardin, er ist am 26. Mai 1916 in Marysville, Kansas, in Amerika geboren.
Prägend für ihn war, dass sein Vater ihn mit 5 Jahren mal zu einem Indianer-Stamm mitgenommen hat und er dort zusammen mit dem Häuptling getrommelt hat, seit dem hat er sich anscheinend für Musik interessiert. Ich hab eine coole Doku auf Youtube über Moondog gefunden, darin wird gesagt, dass ihm seine Schwester folgendes Buch vorgelesen hat: “The First Violin A Novel” von Jessie Fothergill. Seitdem wollte er laut der Doku Musiker werden. Hier die Doku:
Als er 16 Jahre alt war, hat Hardin einen Handgranaten-Zünder in einem Feld gefunden, hat ihn aufgehoben, angeschaut und dann ist er explodiert, in sein Gesicht. Die Explosion hat ihn für immer komplett blind gemacht. Danach ist er auf verschiedene Musikschulen für Blinde in Amerika gegangen und hat das Komponieren und Musik-Schreiben gelernt. Das meiste hat er sich über das Hören beigebracht, manches wohl auch über Musik-Theorie Bücher mit Blindenschrift.
Seine Zeit in New York
Als er 31 Jahre alt war, ist er dann im Jahr 1943 nach New York gezogen. Und warum wurde er dort zur Legende? Das lag vor allem daran, dass er angefangen hat, sich wie ein Wikinger anzuziehen. Er hatte ein langes Gewand und einen Helm mit Hörnern an und einen langen Speer bei sich. Außerdem hatte er einen megalangen Bart, war eh schon relativ groß und blind, wie wir ja wissen. Laut Wikipedia hat er sich den Wikinger Helm und Speer besorgt, weil es ihn genervt hat, dass viele Leute ihn für Jesus oder einen Mönch gehalten haben. Wegen seinem langen Bart und Gewand. Moondog war Atheist. Plus, er hat sich sehr stark für die nordische Mythologie interessiert, hatte sogar einen Altar zu Ehren Thors in seinem Landhaus.
Und auch für Deutschland hatte er große Begeisterung übrig, er hat das Land: "The Holy Land with the Holy River” genannt. Mit Holy River hat er den Rhein gemeint, alles laut Wikipedia. Aber zu Deutschland später mehr.
Auf jeden Fall hat sich Thomas Hardin also wie ein Wikinger angezogen und stand dann oft zwischen der 53. und 54. Street auf der Sixth Avenue in Manhattan. Dort hat er seine Musik gespielt und seine geschriebenen Gedichte verkauft. Außerdem wurde er dort zu einer New Yorker Attraktion und Legende, da jeder ein Bild mit dem Wikinger machen wollte, viele dachten damals laut Wikipedia, er sei geisteskrank oder völlig verwirrt. Und daher kommt auch der Name und der Mythos vom “The Viking of 6TH Avenue”.
Woher kommt dann der Name Moondog? Im Jahr 1947 hat sich Hardin dann angefangen, Moondog zu nennen zu Ehren eines Hundes, den er kannte und der Laut Hardin öfter den Mond angeheult hat als jeder andere Hund, den er kannte. So hat er es laut Wikipedia selber ausgedrückt:
"In honor of a dog who used to howl at the moon more than any dog I knew of”
Fair enough!
In diesem Artikel, den ich gefunden habe, steht, dass teilweise Menschen in New York angekommen sind, in ein Taxi gestiegen sind und zu dem Fahrer gesagt haben, fahr mich zu Moondog - und die Fahrer wussten genau, was gemeint war. So eine Sehenswürdigkeit war Moondog.
In demselben Artikel steht auch, dass Moondog wohl obdachlos war, auf Wikipedia steht aber, dass er eine Wohnung in Manhattan hatte und sogar ein Landhaus in Candor, New York, einem kleinen Dorf außerhalb von New York City.
Aber Moondog war nicht nur eine weirde Wikinger-Attraktion auf der 6TH Avenue, er war ein ernsthafter, sehr respektierter Musiker, Komponist, Poet und laut Wikipedia auch ein Erfinder. Er hat einige Musikinstrumente erfunden, zum Beispiel ein Instrument names “Trimba” - hier ein Bild.
Auch hat er einige Alben und Singles veröffentlicht unter Labels wie Prestige oder CBS. Hier einer seiner berühmtesten Tracks:
Seine Zeit in Deutschland
Laut diesem Artikel reist Moondog im Januar 1974 auf Einladung des Hessischen Rundfunk nach Deutschland und spielt eine kleine Tour mit Konzerten in Weilheim, Frankfurt und Hannover.
Danach ist er einfach in Deutschland geblieben - dort wird er 1974 von einem Fan namens Tom Glatt nach Recklinghausen eingeladen. Die beiden gründen eine WG und Glatt wird Moondogs erster Manager, er organisiert Konzerte in Deutschland und Europa für den blinden Musiker. Auch tritt er weiterhin als Straßenkünstler in seinem Wikinger Outfit auf, dieses mal nicht in New York, sondern in den Straßen von Recklinghausen. In den Kommentaren unter diesem Youtube-Video gibt es einige Kommentare von Deutschen, die sich an Begegnungen mit Moondog in Deutschland erinnern. Hier das Video, wenn dich das interessiert:
Es gibt eine Website -> www.moondogscorner.de - eine Art Archiv, dort wird das Schaffen von Moondog gesammelt und am Leben gehalten. Auch kann man hier einige Bilder von Tom Glatt anschauen, die er in dieser Zeit von und mit Moondog gemacht hat - hier die Bilder.
Im Jahr 1976 wird der Dog dann von einer Familie namens Göbel aufgenommen, die Tochter, die später dann Ilona Sommer (1951–2011) heißt, wird seine neue Managerin. Sie organisiert bis zu seinem Tod im Jahr 1999 Konzerte und verwaltet seine Werke.
Am 8. September 1999 stirbt Moondog dann in Münster und wird dort auf dem Zentralfriedhof begraben, dort liegt er bis heute. Sein Grabstein wird von dem österreichischen Künstler Ernst Fuchs hergestellt, es ist ein Abbild des Musikers aus Stein. Hier ein Bild:
Es gibt aber auf jeden Fall noch viel mehr über Moondog zu wissen, wenn dich das interessiert, klicke dich selbst durch die Links in diesem Artikel.
Ich hab mich dann natürlich auch gefragt, ob der Charakter in dem Film Beach Bum, der den Name Moondog trägt, auf dem blinden Musiker Moondog basiert. Und soweit ich das jetzt beurteilen kann, würde ich sagen, Nein. Es gibt ein paar Parallelen, wie zum Beispiel der Name und beide sind Poeten. Aber das wars.
Ich hab es auch gegoogelt und einen Artikel von variety.com gefunden - In diesem sagt der Musiker Jimmy Buffett, der ein guter Freund von Harmony Korine ist, dass seine Songs “Margaritaville” und “A Pirate Looks at Forty” den Film Beach Bum inspiriert haben und ihm eine Rolle in selbigem eingebracht haben.
Vielen Dank fürs Lesen.
Hier noch ein interessanter Trailer von einer Doku, die anscheinend nie zustande gekommen ist: